Eine Woche im Februar nördlich des Polarkreises in Tromsö/Sommaröy – auf der Suche nach dem Polarlicht.
2.2.
Sehr zeitiger Flug um 6:10 Uhr. Das Ersatztaxi kommt mit 10 Minuten Verspätung, weil der bestellte Kollege einen Reifenschaden hat. Flug Wien-Frankfurt und Frankfurt-Tromsö. Wir fliegen Business-Class, daher verbringen wir unseren Aufenthalt in der Business-Lounge in FRA. In Tromsö übernehmen wir unseren Mietwagen von Hertz. Dank Gold-Card gab es ein Upgrade. Und zwar statt Citroen C4 auf einen Volvo V90 4×4 Hybrid mit allen Extras die man sich nur vorstellen kann. Die Standheizung haben wir leider erst am vorletzten Tag entdeckt. Dann haben wir ca. 55km vor uns, bis wir unser Hotel in Sommaröy erreichen. Die ersten Kilometer sind gewöhnungsbedürftig, weil der Strassenzustand für uns sehr ungewohnt ist. Teilweise blankes Eis, der Rest ist Schneefahrbahn. Zum Glück haben hier beinahe alle Fahrzeuge Spikereifen. Nach ein wenig Eingewöhnung kann man dann relativ normal fahren. Entlang der Fjorde fahren wir dem Sonnenuntergang entgegen. Der ist nämlich heute schon um 14:45. Nach dem Einchecken Essen wir gleich hier im Hotel etwas und bereiten uns auf unser erstes Polarlicht-Abenteuer vor. Laut KP-Index, der die Stärke der zu erwartenden Aurora angibt, sollen heute gute Bedingungen herrschen. Und das Wetter passt auch soweit (-6° aber teilweise starker Wind). Um 20h suchen wir uns eine ruhige und halbwegs dunkle Stelle für unsere Beobachtungen. Und tatsächlich haben wir Glück und sehen schon an unserem ersten Tag in Norwegen die ersten Polarlichter. Es ist beeindruckend. Zuerst sieht man nur schwache Streifen am Himmel und fragt sich natürlich, ob das jetzt schon die heißersehnte Aurora Borealis ist. Aber nach den Aufnahmen der Kamera ist es sicher. Hier sieht man die grüne Färbung. Nach und nach werden die Streifen stärker und sind dann auch schon mit freiem Auge erkennbar. Ein gelungener Abschluss des ersten Tages.
3.2.
Unser erster Ausflug führt uns wieder zurück nach Tromsö. Der Autoverkehr wird hier zum größten Teil unterirdisch geführt. Am einen Ende der Insel fährt man in einen Tunnel ein, und nach ein paar Kreisverkehren gelangt man dann direkt in eine Tiefgarage unter dem Stadtzentrum. Hier machen wir einen Spaziergang durch die kleine überschaubare Stadt. Bis auf die Fußgängerzone, die eigenartiger Weise (wie sich später herausstellt, wurde der FuZo eine Gehsteigheizung verpasst) Schnee- und Eisfrei ist, geht man nur auf schneebedeckten Wegen. Danach besuchen wir noch die Eismeerkathedrale. Da aber Sonntag ist, und gerade eine Messe stattfindet, können wir nicht ins Innere gehen. Aber von aussen ist sie eh eindrucksvoller.
4.2.
Ausflug auf die nödliche Nachbarinsel. Unser nördlichstes Ziel ist der Ort Tromvik. Es gibt hier keine Geschäfte oder Lokale, nur Wohnhäuser und einen Hafen. Auf dem Weg dorthin können wir an einem kleinen Strand mal die Wassertemperatur testen. Es ist ziemlich kalt. Über einen Berg, von dem man eine tollen Überblick über die umliegenden kleinen Inseln hat, gelangen wir dann nach Rekvik. Auch nur ein kleines Dorf mit ein paar wenigen Häusern. Zurück müssen wir den selben Weg nehmen, da es keine andere Straße gibt. Und am Rückweg sehen wir dann auch die ersten Rentiere am Straßenrand. Gegen 21 Uhr machen wir uns dann wieder auf, um Polarlichter zu sehen.
5.2.
Am südlichen Ufer der Insel Kvalöya sieht man wesentlich mehr Sonne, da die Sonne ja tagsüber nicht sehr hoch am Himmel steht und so die Nordseite wenig Licht abbekommt. Nach Sonnenuntergang, der ja schon um ca. 15 Uhr ist, fahren wir mit der Seilbahn auf den Hausberg von Tromsö, den Fjellheisen. Von hier sieht man die ganze Stadt dann von oben, die durch die viele Straßenbeleuchtung aussieht wie eine Modellbauanlage.
6.2.
Heute ist zeitiger Aufstehen angesagt, da wir schon um 9:20 bei Arctic Adventure Tours sein müssen und die liegen 50km entfernt von unserem Hotel. Dort warten die Husky’s auf uns. Wir machen eine Schlittenhunde-Fahrt. Nachdem wir die Ausrüstung, einen Overall und passende Stiefel bekommen und angezogen haben, müssen wir die Hunde begrüssen. Und zwar jeden einzenen der hier bei seiner Hütte steht. Die Hunde bekommen gar nicht genug von den Streicheleinheiten. Aber wir erhalten dann auch noch ein Briefing, wie man sich als Musher und Beifahrer verhalten muss. Dann geht es los. Je 2 Personen werden einem Schlitten mit 5-6 Hunden zugeteilt. Die Rollen können dann während eines Stopps jederzeit getauscht werden. Anfangs ist es ungewohnt, aber mit der Zeit geht es dann schon recht gut. Und zu einem richtigen Hundeschlittenabenteuer gehört auch die richtige Umgebung. Schneefall, der dann wieder aufhört, ein bißchen Sonne und traumhafte Schneelandschaft. Wir fahren über eine Stunde durch die Gegend. Ein echt einmaliges Erlebnis. Nach der Rückkehr bekommen wir noch Kaffee, Tee und Kuchen in einer Sami-Hütte. Bei der Rückfahrt zum Hotel dann heftiger Schneefall, aber zum Glück erkennt man die Straße anhand der Schneestangen am Straßenrand.
7.2.
Bei unserer heutigen Fahrt über Tromsö auf die nächste östlich gelegene Insel Brensholmen, gelangen wir in eine tief verschneite Winterlandschaft auf sagenhaften 67m Seehöhe. Bis zu einer Anlegestelle einer Fähre geht die Straße, dort kehren wir dann auch um. Abends ist es dann zwar ziemlich bewölkt, trotzdem wagen wir einen weiteren Versuch, Nordlicher zu sehen. So wie jeden Abend sind wieder einige Touristen unterwegs um einen geeigneten Platz für ihre Beobachtungen zu finden. Mit freiem Auge ist heute fast nichts zu erkennen, da sich das Polarlichter nur hinter den Wolken zeigen. Nur mit der Langzeitbelichtung der Kamera kommen ein paar Aufnahmen zustande.
8.2.
Traumwetter den ganzen Tag. Sonnenschein, -5°, kein Wind. Wir fahren einfach in der Gegend herum und bleiben an ein paar schönen Plätzen stehen. Da heute klarer Himmel ist, stehen die Chancen auf Polarlichter wieder ziemlich gut. Also ein wenig rasten am Nachmittag und nach dem Abendessen wieder starten. Und es könnte gar nicht mehr besser sein. Wir bekommen heute zum Abschied ein Schauspiel präsentiert das man gar nicht beschreiben kann. Nichteinmal die Fotos können das wiedergeben, was sich hier am nächtlichen Himmel abspielt. Man weiß gar nicht wohin man zuerst schauen soll. Immer wieder tauchen neue Formationen auf, werden stärker und dann wieder schwächer, verändern Form und Intensität. Sich drehende Spiralen, mit weißen bis purpur Rändern. Dann wieder ins bläulich gehend. 1 1/2 Stunden später wird der Himmel wieder dunkel und nur noch die Sterne sind sichtbar. Begeistert fahren wir ins Hotel zurück und genehmigen uns noch einen Abschiedsdrink an der Hotelbar.
Achtung! Vom Nordlicht gibt es ein wenig mehr Fotos. Konnte mich nicht dazu durchringen, welche zu löschen 🙂
9.2.
Heute ist leider schon wieder Abreise. Eine letzte Fahrt auf Schneefahrbahn über die Südseite der Insel Richtung Tromsö. Und da liegen plötzlich drei Elche gemütlich am Strand im Schnee. Nur ca. 2m neben der Straße. Nach diesem letzten Höhepunkt müssen wir aber den Mietwagen zurück geben, der übrigens mit alle ausgestattet ist, was man sich nur vorstellen kann. Leider haben wir erst am letzten Tag die Standheizung entdeckt 🙁 . Der Heimflug verlief dann ziemlich ruhig, bis auf die kleine Sache mit dem zu viel geglaubten Passagier beim Einsteigen zum Flug nach Wien von Frankfurt. Nach dem wir alle nocheinmal aus dem Flugzeug aussteigen mussten und erneut boarden, hat sich das Ganze dann als Irrtum herausgestellt. Mit 20 Minuten Verspätung kommen wir in Wien an.
Was bleibt nach dieser Woche? Tiefste Temperatur in dieser Woche: -16°. Die restliche Zeit zwischen -3° und -8°. Mit der richtigen Ausrüstung kein Problem. Und er neu erworbene Norweger-Pulli ist das optimale Kleidungsstück für den Winter. Die Straßen und Gehsteige, Parkplätze usw. werden zwar vom gröbsten Schnee geräumt, aber man bewegt sich die ganze Zeit nur auf eisigem Untergrund. Das ist hier alles kein Problem, alle sind daran gewohnt. Man nutzt den Schlitten für die Fahrt zu Schule oder zum Einkaufen. An den Schuhen Spikes, dann ist gehen auch kein Problem. Es wird kein Salz benutzt und auch sonst kein Streumittel. Man fährt ganz normal, 70-80 km/h gehen auch auf Eis und Schnee.